Mittwoch, 22. Mai 2013

Blogparade: Hilfe, mein Prof blogt!

Das SOOC13-Team fragt im Rahmen einer Blogparade:
Liebe Professoren, Dozenten, Universitätsmitarbeiter…: Warum blog(g)t Ihr eigentlich?
Da diese Frage recht regelmäßig in meinen hochschuldidaktischen Seminaren für ProfessorInnen auftaucht, habe ich an anderer Stelle verschiedentlich bloggend darüber nachgedacht und versuche diese Gedanken hier zusammenzufassen.

(1) Zuerst ein Web 2.0-typischer Grund: Der individuelle Nutzen verbindet sich (mühelos) mit einem (potenziellen) allgemeinen Nutzen - was heißt das im Fall des Bloggens? Bloggen heißt für mich auch und nicht zuletzt, meine Gedanken zu einer Sache, einem fertig gelesenen Buch, einer Diskussion zu ordnen und geordnet abzulegen, nämlich in Form eines Blog-Postings. Früher hätte ich mir vielleicht handschriftlich Notizen gemacht (und diese dann so abzulegen versucht, dass ein Wiederfinden nicht von vornherein ausgeschlossen werden musste). Dabei ist es ein schöner Nebeneffekt, dass möglicherweise andere von diesen Notizen profitieren, dass ich also - ähnlich wie beim Social Bookmarking - angesichts der Informationsflut Kurator-Dienste leiste.

Ein Beispiel: Vor einiger Zeit habe ich das damals neue Buch "Net Smart" von Howard Rheingold gelesen, das sich mit dem für mich unmittelbar einschlägigen Thema befasst, was digital literacy heute umfasst und v.a. wie digital literacy unterrichtet werden könnte. Nach der Lektüre habe ich einige interessante Gedanken aus dem Buch in Form eines Postings festgehalten. Das war für mich persönlich nützlich und hat vielleicht bewirkt, dass andere auf dieses empfehlenswerte Buch aufmerksam wurden - eine win-win-Situation also.

(2) Ein weiterer Grund, warum ich blogge bzw. - allgemeiner formuliert - warum ich Blogs in der Hochschullehre einsetze: Seit einigen Semestern halte ich an der PH Ludwigsburg eine Veranstaltung zum Themenbereich "Web (2.0), Medienkompetenz, (politische) Bildung" (mit wechselnden Titeln und Schwerpunkten). Hierzu habe ich einen Blog eingerichtet, der die Seminare semesterübergreifend begleitet.



Auch wenn der Erfahrungsschatz noch überschaubar ist, lässt sich doch eine Zwischenbilanz ziehen, die rundweg positiv ausfällt:
  • Es entsteht nach und nach eine ordentliche Ressource zu dem Themengebiet, auf die in jedem neuen Semester aufgebaut werden kann.
  • Rund 10% der Studierenden posten regelmäßig, wenn sie auf relevante Inhalte stoßen, weitere rund 20% posten gelegentlich, der Rest selten oder gar nicht. Die Postings beleben die Lehrveranstaltung.
  • In bescheidenem Maße, aber immerhin, wird der Wochenrhythmus zugunsten einer kontinuierlichen Beschäftigung mit der Thematik aufgehoben.
  • Auch als Seminarleiter stößt man durch die Postings der Studierenden immer wieder auf Neues und Interessantes.
  • Seminararbeiten (Beispiele) werden nicht mehr wie bisher, sondern als ausführliche Blog-Postings verfasst. Die Qualität der Arbeiten hat sich dadurch verbessert (vermutlich, weil die Motivation größer ist, wenn man für ein Publikum schreibt).
  • Seminararbeiten nützen anderen, statt in der Schublade des Seminarleiters zu verschwinden.
  • Es besteht die Möglichkeit, im Blog auch größere Projektergebnisse zu veröffentlichen (Beispiel: Wikipedia verstehen).
Abgesehen davon ist es m.E. zwingend, dass Studierende Postings verfassen, um diese neue Textsorte kennenzulernen und einzuüben. In aller Regel stellt das erste Posting für den Seminarblog für die Studierenden auch das erste Posting überhaupt dar.

(3) Abschließend möchte ich noch auf diesen Blog und damit auf einen ganz praktischen Aspekt zu sprechen kommen. Hier werden Aktualisierung zu den Themen gepostet, die in meinen Seminaren zu Internetrecherche und webbasiertem Wissensmanagement behandelt werden. Die TeilnehmerInnen abonnieren den Blog im Lauf des Seminars und können auf diese Weise nach Seminarende auf dem Laufenden bleiben. Ein solcher Aktualisierungdienst ist in einem derart dynamischen Umfeld zwingend. Da ich an verschiedenen Hochschulen und in vielen anderen Kontexten lehre, erleichtert mir ein zentraler Blog die Arbeit erheblich.

3 Kommentare:

  1. Hallo!

    Sehr schönes Auflisten von Gründen fürs Bloggen!
    Es ist doch wirklich so, dass ein guter Blog jedem etwas bringt, dem Blogger und den Blog-Besuchern. Der Blogger kann sein Spezialwissen zu einem Thema auf seine ihm eigene Weise und frei von irgendwelchen Zwängen publik machen. Die Blog-Besucher können kostenlos zu einem ihnen bereits bekannten oder neuem Thema Neues oder Interessantes erfahren – und aufgrund des freiwilligen Besuches des Blogs bleibt das dort Gelesene auch besser haften. Dadurch entsteht eine Win-win-Situation für den Blogger und die Blog-Besucher – und meiner Meinung nach eine kleine Verbesserung unserer jetzigen Welt.

    Grüße!

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    1. Lieber Ralf, vielen Dank für Deinen Kommentar. Die Blogparade hat noch viele weitere, anders- und neuartige Gründe fürs Bloggen zutagegefördert - eine lohnende Lektüre...

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  2. Lieber Herr Dr. Müller,
    also ich find´s gut, daß Sie sich so fürs Bloggen einsetzen! Ich war als kleiner Steppke immer mit meiner Mutter zum Putzen in der örtlichen Zweigstelle der Stadtbücherei, und da durfte ich dann (manchmal!) auch den Blogger bedienen. Das war meine Lieblingsbeschäftigung! Ihr Engagement find ich gut, weil man sieht´s ja heute kaum noch! Das hat so gut gerochen und der Boden war anschliessend blitzeblank!

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